Wie entsteht aus einer muskulären Störung ein chronischer Schmerz?
Beispiel eines sportlich ambitionierten Radfahrers:
Durch die permanente Fixierung des Fußes in der Pedale kann nur ein Teil der Oberschenkelmuskulatur für die Kraftübertragung herangezogen werden. Die Kraftwirkung dieser Muskelfasern ergibt sich mathematisch aus dem geometrischen, spiralartigen Verlauf, den jeweils nur bestimmte Muskelfaserketten leisten können. Entgegen einem gesunden Normalzustand wird durch eine sehr einseitige sportliche Belastung jeweils nur ein Teil der Muskelfasern auf Höchstleistung trainiert, während der restliche Teil eher passiv und unttrainiert bleibt. Die Bewegungsbahn wird auf diese Weise insgesamt unphysiologisch verändert – die Bewegungsgeometrie entgleitet, und führt in der Folge zu Schmerzen, Missempfindungen und muskelbedingten (myogenen) Lähmungen.
Folgen von isoliertem Krafttraining:
Diejenigen Muskelfasern, die trainiert werden, führen zu einem Muskelwachstum (Sarkomer-Wachstum) im Sinne einer parallelen Anordnung nebeneinander. Durch diese „Schwellung“ verkürzt sich in der Regel die absolute Faserlänge. So geht die Muskelbeweglichkeit immer mehr verloren. Spürbar wird das durch eine Verhärtung der Muskulatur auch im Ruhezustand, wie sie bei Bodybuildern extrem häufig anzutreffen ist. Durch ein derartig überzogenes Krafttraining wird Muskelgeometrie des Agonisten/Antagonisten fundamental verändert.
Die Entstehung von muskulären Problemen (Schmerz, Kraftlosigkeit u.a.)
Hier kommt nun das Körperbewusstsein und die Eigenwahrnehmung des Körpers ins Spiel:
Das Gehirn erhält permanent unzählige Informationen über die Position der Muskeln und damit auch der Position der einzelnen Knochen. Die Anspannung und die eventuellen Belastungen in den Gelenken (die im Idealfall immer unbelastet, d.h. kraftfrei arbeiten) werden permanent gemessen und reguliert. Wird der vom Körper vorgegebene Schwellenwert überschritten, darf die Bewegung nicht mehr ausgeführt werden, da der Körper sich sonst selbst verletzten würde. Es erfolgt ein automatisches Ausweichen auf unsanftere, einfachere Bewegungsmuster. Sofern auch dies im weiteren Verlauf zu Überbelastungen führt, muss ein Schmerz die Bewegungsausführung vorab verhindern.
Ort des Schmerzes
Der Schmerz tritt – logisch nachvollziehbar – an dem Muskel im Körper auf, der die Überbelastung verstärkt. Während die eigentliche Störung in der Agonistenkette (Spieler) durch eine Veränderung der Muskelgeometrie bedingt ist, tritt der Schmerz an der Stelle der Antagonistenkette (Gegenspieler) auf, die am effektivsten die krankhaft gestörte Bewegung verhindert. Innerhalb dieser Kette ist es dann meist der jeweils stärkste Muskelbereich, der schmerzt. Dieser könnte die gegenüberliegende Muskelkette am meisten schädigen und wird deshalb über ein Schmerz zum „Stillhalten“ gezwungen.
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