Insbesondere bei Schmerzen im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule wird im Rahmen einer konservativen, orthopädischen Therapie häufig eine Kräftigung der Muskulatur mittels MKT empfohlen. In speziellen Studios wird dies als „Medizinische Kräftigungstherapie“ angeboten und im Regelfall von Krankenkassen erstattet/bezuschusst.
Folgt man den Thesen des Behandlungskonzeptes der Biokinematik ist jedoch nicht mangelnde Kraft ursächlich für das Entstehen von Schmerzen.
Ein erster „Beweis“ für diese Logik ist folgendene Tatsache: Betrachtet man kleine Kinder/Jugendliche, haben diese in der Regel keine chronifizierten Gelenk- oder Muskelschmerzen. Sie sind beweglich und unterliegen noch nicht in großem Maße den muskulären Verkürzungen einseitiger Tätigkeiten oder Sportarten.
Chronische Schmerzen entstehen meist erst nach vielen Jahren einseitiger Tätigkeiten, wie z.B. dem Büroschreibtischalltag. Selbstverständlich abgesehen von Unfallerreignissen mit nachfolgenden Schmerzproblemen.
Rückenkräftigung wirklich erforderlich?
In den Rückenschulen und Fitnessstudios soll häufig die Rückenmuskulatur (neben der Bauchmuskulatur) gekräftigt werden. Diese ist jedoch bei hauptsächlich sitzender Tätigkeit relativ stark und entsprechend weitumfassend beweglich, da sie den Oberkörper/ Kopf permanent in einer Vorneige Position halten muss.
Der Rücken ist somit in der Praxis oft der besttrainierte Teil des Menschen und selten wirklich gestört.
Bauchmuskeltraining
Meist wird auch Bauchmuskulatur intensiv trainiert. Oftmals in einer Position (sit ups), die dem Sitzen am Schreibtisch stark ähnelt und damit die Einseitigkeiten noch stärker „zementiert“. Die durch den Berufsalltag häufig ohnehin verkürzte Bauchmuskulatur – im Sitzen bei nur zu ca. 1/3 ihrer Maximallänge ausgezogen – wird durch das Krafttraining weiter fehltrainiert und im Prinzip niemals auf der gesamten Muskellänge isometrisch/endgradig belastet.
Sollte der Betroffene nun noch zusätzlich nachts mit angezogenen Beinen schlafen, hat er seinen Körper „erfolgreich“ auf permanentes Sitzen konditioniert. Als Folge sind Probleme beim Aufrichten des Körpers sind dann nicht weiter verwunderlich (Hexenschuss / Ischialgie u.a.).
Gerätetraining im Allgemeinen
Das Training an den derzeitigen Geräten ist nicht körpergerecht.
Spätestens seit Leonardo da Vinci und seinem Schema della Proportioni Bild ist bekannt, dass der Körper weder kreisförmige noch lineare Bewegungen durchführen kann. Es sind immer leicht geschwungene Bewegungen, die sich aus dem Zusammenspiel und dem geometrischen Verlauf der einzelnen Muskelfasern ergeben.
Im Krafttraining an Maschinen wird der Körper in Bewegungsbahnen gezwungen, die unnatürlich und einseitig sind. Der so umtrainierte Körper bietet einen idealen Nährboden für Schmerzursachen aller Art, die dann durch ein Ereignis wie beispielsweise einen Unfall oder eine Überdehnung ausgelöst werden und anschließend therapeutisch nicht mehr als primär muskulär verursacht identifiziert werden.
Im Nackenbereich gilt dies analog: Das Training an Geräten führt in der Regel zur weiteren Verkürzung und Verhärtung der Muskeln. Die Beobachtung von „Extrem-Bodybuildern“ zeigt die hierdurch verursachten Bewegungseinschränkungen im Alltag recht deutlich.
Das unangenehme Überspringen von Sehnen (z.B. am Ellenbogen) tritt beim Gerätetraining häufig auf und wird fälschlicherweise als normal betrachtet.
Dennoch ist dieser Therapieansatz oft wirksam, obwohl die Probleme meist nur weiter hinausgeschoben werden. Grund hierfür ist die generelle Durchführung von Bewegung, die entsprechende Regulationsprozesse im Körper im Sinne einer Selbstheilung bewirken. Hinzu kommt das „Zutrainieren“ der Muskeln, wodurch die Gesamtbeweglichkeit abnimmt und der Organismus mehr und mehr auf wenige, unsanftere Bewegungsmuster reduziert wird.
Da jedoch eine bestimmte Bewegung den Schmerz auslöst, kann auch eine „gestählte“ Minderbeweglichkeit zur Schmerzfreiheit führen.
Um dauerhaft schmerzfrei zu bleiben, sollte stattdessen eine in Ruhe weiche und möglichst auf der Gesamtlänge trainierte Muskulatur das Ziel sein, wie sie bei Kindern meist noch anzutreffen ist. Verletzungen wie Knochenbrüche, Zerrungen, Verstauchungen etc. sind damit auch deutlich seltener, da eine längere Wegstrecke zur Verfügung steht, um eine äußere Krafteinwirkung abzufangen.
Wesentlich besser ist ein Fitnesstraining innerhalb der natürlichen Bewegungsbahnen, wie insbesondere das Gehen und Rennen sie bietet. Ein nahezu perfekter Ausgleich für den Büromenschen, idealerweise noch kombiniert mit den Übungen des Biokinematik-Konzeptes.