Das Kernstück der Biokinematik Therapie sind körperliche Übungen, welche die Wiederherstellung einer kraftvollen Beweglichkeit und Muskelfunktion des Menschen zum Ziel haben. Sie gehen auf den Arzt Walter Packi zurück, sind zum Teil aber auch von anderen Therapieformen übernommen  worden. Diese Übungen haben das Ziel, durch ganz spezielle Muskelreize den Körper zur einer schnellen Selbstregulation zu veranlassen und ihm so wieder eine problemlose Bewegungsdurchführung zu ermöglichen.

Die Übungen werden konzentriert langsam und weitgehend kraftarm durchgeführt. Im gewünschten Grenzbereich der Beweglichkeit kommt es meist innerhalb kürzester Zeit zu einer Ermüdung der ausgewählten Muskelstruktur. Dieses Vorgehen ist ein starker Anreiz für den Körper, sich umzubauen und zu verbessern.

 

Die Erfahrung lehrt, dass diese Übungen für die meisten Menschen NICHT erfolgreich über Text/Bild/Videos eingeübt werden können. Aus diesem Grund werden sie an dieser Stelle nicht aufgelistet und finden sich nach reiflicher Überlegung auch nicht in den Büchern „Ganzheitliche Heilkunde für Körper, Geist und Seele“ oder „Schmerzfrei durch Biokinematik“. Die Risiken eigenständiger Übungsversuche ohne vorherige therapeutische Anleitung insbesondere bei chronischen Schmerzpatienten mit erheblichen muskulären Funktionseinschränkungen sind einfach zu groß – zumal vorab ggfs. radiologische Untersuchungen zwingend sind. Auf der Webseite meiner Kollegin Ilona Kunzelmann „www.praxis-kunzelmann.ch“ , finden sich dennoch einige Auszüge des Übungskonzeptes um sich einen kurzen Eindruck zu machen.

Als Analogie sei der Golfschwung erwähnt, den man wohl auch kaum durch Bücher oder Videos perfekt lernen kann – hier aber bei Schmerzfreiheit.

Aus meiner Sicht können diese Übungen derzeit am besten über einen „Biokinematik-Therapeuten“, in der Klink für Biokinematik oder bei einem der Muskelfunktions Trainings / Seminare richtig erlernt werden. (Seminarinfo hier klicken)

Information zu den Übungen:

Es handelt sich um Übungen, die sich stark von Kraft-/Fitnessübungen oder Stretching-/Dehnungstechniken unterscheiden! Dehnen und Stretching kann muskuläre Beschwerden überhaupt erst fördern, da es das muskuläre Bindegewebe im Sinne eines Überdehnungs-Schutzreflexes aktiviert. Deshalb wird beim Konzept der Biokinematik niemals gedehnt.

Insgesamt besteht das gelehrte Seminarkonzept aus ca. 20 einzelnen Übungen, die jeweils die Wiederherstellung der muskulären Funktion und Beweglichkeit einer bestimmten Muskelkette zum Ziel haben. Sie eignen sich auch hervorragend zur Prophylaxe von Arthrose, weil die Aufrechterhaltung und Erneuerung des Gelenknorpelesvon der muskulären Führung des Gelenkes und dessen Beweglichkeitsumfang abhängig ist. Während zahlreiche Behandlungstechniken der Physiotherapie bei chronifizierten Schmerzen eine Linderung erreichen, wird durch das Umtrainieren des eigenen Körpers eine dauerhafte Linderung/Schmerzfreiheit möglich. Der große Vorteil des Behandlungskonzeptes ist die aktive Einbindung des Patienten in seinen Gesundungsprozess. Es wird vermittelt, wodurch der Körper aus seiner Balance geraten ist und auf welche Weise er sich wieder in einen harmonischen Zustand zurückführen lässt. Im Gegensatz hierzu sind viele bisherige Ansätze zu passiv und binden den Betroffenen nicht aktiv ein – ein Fehler, denn der Funktionszustand einer Muskelstruktur kann dauerhaft nur von innen heraus (durch den Patienten) verändert werden.

Das Konzept steht und fällt allerdings mit der Bereitschaft des Betroffenen zur regelmäßigen Durchführung des Trainings – am anfangs einige Stunden täglich bis hin zu einige Stunden in der Woche nach dem Auflösen der Probleme. Ergänzt wird es um Hinweise zur Vermeidung einseitiger Belastungen – hierzu zählen auch bestimmte Sportarten.

Übungsdauer:

Wie lange diese Bewegungsübungen durchgeführt werden müssen, ist sehr individuell und kann im Einzelfall Wochen / Monate betragen. Im Normalfall spürt der Betroffene nach einer Zeit von einer Woche erste Verbesserungen; Erstverschlimmerungen im Falle von Schmerzen sind möglich, klingen aber meist innerhalb von Tagen ab.

Wer darf nicht üben?

Sofern größere Störungen vorliegen, kann die Überwindung des Schmerzes bzw. die Übungsdurchführung anfangs unmöglich sein. Hier ist vorab eine spezielle manuelle Druckpunkt-Therapie erforderlich, welche die Übungsfähigkeit überhaupt erst herstellt. Es gibt auch eine Reihe von Erkrankungen (akute Verletzungen, Prothesen, Tumorerkrankungen u.a.), bei denen diese Therapie nicht anwendbar ist. Um vorab eine Einschätzung zu haben, nutzen Sie bitte das Kontaktformular. Falls Sie Zweifel an der Ungefährlichkeit dieser Übungen haben bzw. an dem betreffenden Körperteil operiert wurden, kann eine Konsultation mit ihrem behandelnden Arzt/Therapeuten sinnvoll sein.

Ein Bandscheibenvorfall zählt in der Regel nicht zu den genannten Ausnahmen und ist im Regelfall hervorragend zu therapieren. Hierbei gilt, das Beschwerden der Lendenwirbelsäule tendenziell schneller und einfacher zu behandeln sind als Probleme im Bereich der Halswirbelsäule. Wichtig ist hierbei, dass Schmerz im Allgemeinen kein Hinweis auf einen Schaden sein muss, sondern auch und eben meistens aus einer muskulären Funktionsstörung heraus entsteht.

Druckpunkttherapie / Manuelle Medizin

Die Biokinematik kennt sehr spezielle muskuläre Druckpunkte, mit denen a) Diagnostik und b) Schmerzlinderung schnell erreicht werden können. Die Behandlung dieser Stellen kann oftmals innerhalb von Minuten Spannungen der Muskeln lösen, je nach Ausgangsbefund. Diese Therapie, die auch in der Osteopathie / Physiotherapie bekannt ist, soll den Patienten auch schneller übungsfähig machen. Denn nur durch das regelmäßige Üben wird der Patient seine muskulären Störungen los und wird beweglicher. Die Druckpunkte der Biokinematik unterscheiden sich im Regelfall von den „therapeutisch üblichen“ Körperstellen der Physiotherapeuten und sind auch meist nicht mit sogenannten Triggerpunkten identisch. Im Regelfall wird NICHT an den Stellen manuell gearbeitet, an denen der Patient seine Schmerzwahrnehmung hat. Für den Patienten macht daher vor allem das Gespür des Therapeuten den entscheidenden Unterschied – nicht alles kann handwerklich gelernt werden und beinhaltet daher immer auch einen Teil Heilkunst.

Warum ist dieses Konzept noch nicht weiter bekannt, wenn es so erfolgreich umsetzbar ist?

Die Biokinematik wurde von ihrem Begründer Walter Packi (Arzt für Allgemeinmedizin) vor rund 25 Jahren in der Region Freiburg begonnen. Über die Jahre wurden zahlreiche Physiotherapeuten und Ärzte, u.a. in der Klinik für Biokinematik ausgebildet. Da die meisten dieser Mitarbeiter lange Zeit ihm und der Region Baden treu waren, blieb die Biokinematik weitgehend auf das Gebiet im Südwesten Deutschlands und der Schweiz beschränkt. Daher gibt es außerhalb von dieser Region, in der das Konzept vielen Menschen ein Begriff ist, nur wenige Therapeuten. Daher haben wir (Ilona Kunzelmann / Dirk Ohlsen) es uns auch mit zur Aufgabe gemacht, unser Wissen an Therapeuten in Ausbildungsreihen weiterzugeben um mehr betroffenen Schmerzpatienten eine Behandlungsmöglichkeit zu eröffnen.

Eine Liste mit von uns ausgebildeten Therapeuten findet sich HIER.

Diese Behandlungsweise stellt nicht eine von vielen neuartigen, schnelllebigen „Methoden“ dar, sondern ist ein sehr weitreichendes und mächtiges Behandlungskonzept, das vereinfacht gesagt u.a. zielführende Teile der Osteopathie und einer wirklich neuartigen Krankengymnastik / Physiotherapie mit integriert und auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen über Muskeln aufbaut. Hier ist für viele Therapeuten ein großes UMDENKEN erforderlich.

Wie eine Art „Modeerscheinung“ gibt es seit einiger Zeit bestimmte Methoden mit dem Ziel der Beweglichkeitsverbesserung (Stichwort „Faszientraining“), die ursprünglich vom Biokinematik Wissen abstammen und nun mit anderen Namen ausgeübt bzw. vertrieben werden (aus urheberrechtlichen Gründen ohne Namensnennung). Einige dieser Konzepte sind gut bzw. für bestimmte Zielgruppen (z.B. Sportler und Gesunde) besonders geeignet, andere sind eine „schwache“ Kopie eines erfolgreichen Schmerzbehandlungskonzeptes.

Erfahrungsgemäß sind derzeit die Therapeuten und Muskeltherapien am besten, die sehr nahe an der Ursprungsform der Biokinematik bleiben und die nicht groß abgewandelt wurden. Am Ende lässt sich der Erfolg für den Patienten einfach an Schmerzlinderung / Schmerzfreiheit und Beweglichkeitszuwachs bemessen, der in den meisten Fällen nach 1-5 Behandlungen spürbar werden sollte. Besondere bzw. teure Therapiegeräte sind nicht erforderlich. Die Übungen sollen mit minimalen Hilfsmittel einfach zu Hause (und damit regelmäßig) durchführbar sein – so das immer postulierte Ziel des Begründers. Dehnen war das „Unwort“ in der Klinik für Biokinematik – da man Verändern und muskuläre Reize setzen sollte , nicht „Langzerren“ ohne Wachstumsreiz. In der konventionellen Medizin wird diese Behandlungsmethode möglicherweise längere Zeit eine Aussenseitermethode bleiben, weil sie für das derzeitige Versicherungssystem der Gesundheitsindustrie vor allem für Kassenärzte und Kliniken wirtschaftlich kaum sinnvoll durchführbar ist (1-1,5 Std. Behandlungszeit für einen Patienten erscheinen „nicht finanzierbar). Das System setzt derzeit seine Anreize bei chronischen Schmerzpatienten primär bei Operationen und Rehabilitationen.

Bei welchen Patienten ist die Therapie mittels Biokinematik erschwert / unmöglich:

Es ist die Bereitschaft erforderlich, regelmäßig Übungen durchzuführen und seinen Körper bewusster wahrzunehmen. Grundsätzlich ist für die korrekte Umsetzung des Therapiekonzeptes ein Bewusstsein für den Körper und die richtige Durchführung der Übungen erforderlich. Daher wird die Therapie bei Menschen mit Wahrnehmungsstörungen oder fortgeschrittenen Gehirnstörungen nicht zielführend sein. Dies gilt teilweise auch bei Einnahme von starken Schmerzmitteln, die in das Bewusstsein eingreifen (z.B. Opiatderivate).

Darüber hinaus gibt es einige innere, wie beispielsweise neurologische Erkrankungen (z.B. MS / ALS), bei der die Grunderkrankung durch Druckpunktbehandlungen und Übungen der Muskulatur nicht dauerhaft zum Verschwinden gebracht werden kann.

Leistungssportler haben sich oft so dermaßen einseitig trainiert, dass die Therapie bei dieser Patientengruppe oft längere Zeit in Anspruch nimmt.

Sicherlich gibt es auch Schmerzerkrankungen, die ihre wirkliche Ursache mehr im psychischen oder emotionalen Bereich haben. Hier gibt es Wechselwirkungen zu einer eher körperorientierten Therapie wie der Biokinematik. In vielen Fällen lösten sich derartige geistig-seelische Spannungen durch die Körperarbeit trotzdem auf – so zumindest die Erfahrungen aus der Praxis.

Generell lässt sich feststellen, dass eine Wiederherstellung von Flexibilität und Beweglichkeit der Muskulatur über die Biokinematik sicher gesundheitsfördernd und sanft im Sinne von nebenwirkungsarm ist.

Wenn Sie Fragen hierzu haben, schicken Sie bitte eine e-mail oder rufen an.

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